Das will ich jetzt so doch nicht stehen lassen
Es kommt denke ich wirklich darauf an, was man erwartet. Die Strike-Romane sind letztlich klassische Detektivromane und wollen auch genau das sein, und das machen sie (finde ich) gut. Besser als sehr viele andere Kriminalromane der letzten Jahre, meiner Meinung nach, die sich doch schon sehr weit von den klassischen Eigenschaften entfernt haben. Ich kann verstehen, wenn das auf den einen "altbacken und klischeebehaftet" wirkt, für mich ist das aber der Grund, warum ich die Reihe so mag und was mich gerade dabei reizt.
Wo ich aber entschieden protestieren muss, ist, dass Robin aus einem alten Krimi stammen könnte: Die gute (und das ist das, was ich der Reihe am höchsten anrechne) ist ein ziemlich moderner und vielschichtiger, weiblicher Hauptcharakter. Ich weiß jetzt nicht, was Jeidist unter "alten Krimi" versteht, aber die alten Krimis, die ich kenne, springen da mit allem was weiblich ist ganz anders um. Ich kann aber ehrlich gesagt da die Kritik komplett nicht nachvollziehen - Robin war für mich weit entfernt von "hyperkompetent" (größter Skill: Kann Googlen und Leute auf social media finden), sondern halt eine recht realistische Frauenfigur, die aus ihrer Stelle bei der Zeitarbeitsfirma das beste macht, indem sie dann wenigstens was macht, was sie inhaltlich reizt. Finde ich jetzt als Motivation auch nicht so verkehrt, wenn sie hier ja nunmal als Assistentin für die ganze Serie etabliert werden soll.
Vor allem wird sie aber im Laufe der drei Bände sehr gut ausgebaut und entwickelt und geht dabei konträr gegen einen ziemlichen Batzen an blöden Frauen- und vor allem Damsel in Distress-Klischees, was (again) ganz im Gegensatz zu den Damen steht, die etwa Chandler so geschrieben hat.
Bei Strike bin ich dann - vor allem im ersten Band - wieder bei der Kritik: Dafür, dass ja oft betont, wird wie schrecklich er aussieht, war er mir dafür doch etwas zu... mühelos erfolgreich mit Damen, die er sicher nicht durch seinen Charakter begeistert hat.
Von daher: Die Bücher sind für mich kein Meisterwerk, schon gar nicht wegen der Fälle - die sind mir zu verworren -, aber ich finde, dass Strike und vor allem Robin solide und vor allem vielschichtige Charaktere sind, die auch gut im Laufe der Bände entwickelt werden. Letztlich sind es aber klassische Detektivgeschichten etwas moderner aufgelegt und mit dem Fokus auf den Cahrakteren als auf dem Verbrechen. Frischer Wind kommt da erst später - da würde ich dann tatsächlich von "hardboiled crime fiction meets modern-day feminism" sprechen, was (wieder, für mich) ein interessanter, da erst einmal sehr widersprüchlicher, Mix ist.